Astronomische Uhren
Astronomische Uhren in Esslingen
1581 | Auftrag an den Esslinger Uhrmacher Marx Schwarz | |
1586 | Nach dem Tod von Schwarz wurde die Vollendung an Jakob Diem aus Tübingen übertragen: Er erweitert die Uhr durch ein astronomisches Räderwerk und eine Mechanik für Automatenfiguren | |
1589 | Vollendung der Uhr im neugestalteten Giebel von Heinrich Schickardt | |
1753 | Reparaturarbeiten durch den Esslinger Uhrmacher Jakob Schulz | |
1841 | Uhr wird ins Neue Rathaus gegenüber versetzt | |
1889 | Wiederaufstellung im Alten Rathaus und Ausstattung mit einem Sekundenpendel | |
1926 | Umfassende Restaurierung des Gebäude durch
Prof.Rudolf Lempp. Stillegung der Uhr und Kauf einer
neuen Hörz-Uhr aus Ulm. Das alte Uhrwerk samt astronomischen Getriebe werden im damaligen Stadtmuseum im Alten Rathaus vom Geschichts- und Altertumsverein aufbewahrt. |
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1989 | Aufstellung der Uhr im Erdgeschoß des Alten Rathauses. Etliche Umbauten. | |
1998 | Generalsanierung und -restaurierung des Alten Rathauses, Uhrwerk verschwindet. | |
2003 | Wiederauffinden in einem Sandsteinkeller des Neuen Rathauses | |
2006 | Restaurierung durch die Firma Klaus Ferner aus Meissen | |
2007 | Installation des Uhrwerks in der ursprünglichen Uhren- stube des Alten Rathauses mit allen ursprünglichen Funktionen und Anzeigen. |
Mit der Wiederinstallation des historischen Uhrwerks von 1589 hat
die Stadt Esslingen in Deutschland die einzige und älteste schmiedeeiserne Turmuhr mit astronomischem Getriebe die noch (wieder) wie im Mittelalter mit Hilfe von Sandsteingewichten und Pendel funktioniert.
Einzig vergleichbar in Deutschland als astronomische Uhr aus dieser Zeit ist die im Innern der Kirche befindliche Uhr zu St.Marien in Rostock. Sie hat zum weit überwiegenden Teil noch ihr mittelalterliches Uhrwerk das läuft.
In den Kreis der Kirchenuhren gehört die astronomische Uhr im Straßburger Münster. Etliche Um- und Neubauten des Uhrwerks waren über die Jahrhunderte notwendig. Das heutige 3. Uhrwerk zum Antrieb stammt von 1843. Die Straßburger Uhr gilt als Königin der Monumentaluhren.
Auch im Dom zu Münster in Westfalen steht eine große astronomische Uhr. Nach vielen Umbauten treibt heute ein Uhrwerk aus dem Jahre 1930 die
verschiedenen Zeiger an.
Das Ulmer Rathaus ziert eine weitere vergleichbare astronomische Uhr. Allerdings ist das Uhrwerk, das sie heute antreibt, aus dem Jahre 1952.
In Heilbronn wurde eine ähnliche Uhr im Kriege restlos zerstört.
Ihr Wiederaufbau erfolgte 1950 nach historischem Vorbild,
betrieben wird sie elektrisch.
Das Tübinger Rathaus besitzt ebenfalls eine astronomische Uhr. Der Antrieb
erfolgt heute quarzgesteuert, nur das astronomische Zeigerwerk stammt
noch von 1511.
Solothurn in der Schweiz hat eine um vierzig Jahre ältere Uhr mit
astronomischen Zifferblatt und Figurenspiel. Berühmt und noch vergleichbar in Bern ist die Uhr im "Zytglogga-Turm".
In diese Reihe ist auch die Prager Rathausuhr der "Orloj" zu stellen.
Zum allergrößten Teil besteht die Uhr aus Orginalteilen von1595.
Der schmiedeiserne Rahmen wurde so belassen wie er gefunden
wurde. An einigen Stellen schimmert Rot durch von Menige, einem Schutzanstrich.
Der Antrieb erfolgt wie im Mittelalter durch 3 schwere Sandsteingewichte.
Das Hochheben der Gewichte geschieht elektrisch, sonst müßte die
Uhr täglich von Hand aufgezogen werden, wie noch heute in Solothurn.
Die Ganggenauigkeit steuert eine Hörz Hemmung aus dem Jahre 1889.
Was davor war, kann niemand sagen, es gibt keinerlei Unterlagen.
In Esslingen beginnt jeden Tag Punkt 12 Uhr das Glockenspiel:
Die Ganggenauigkeit des Uhrwerkes muß heutigen Ansprüchen
genügen. Es wurde daher eine "Gehhilfe" eingebaut, die beim Abtrieb,
d.h. hinter der Mittelalter-Uhr, wenn notwendig, eine Korrektur vornimmt.
Die so erreichbare Genauigkeit liegt bei ca. +/- 20 Sekunden.
Angetrieben vom Uhrwerk werden die Zeitzeiger direkt über eine
sogenannte Zeigerleitung (12mm Draht) die unter der Uhr im nächsten
Stockwerk - rein mechanisch - die Zeit anzeigt.
Über das astronomische Getriebe von 1589 werden die Zeiger des
astronomischen Zifferblatts angetrieben. Der Sonnenzeiger macht in
365,25 Tagen eine Umdrehung im Uhrzeigersinn. Der Mondzeiger braucht
in gleicher Drehrichtung für einen Umlauf 27,32 Tage. Der Drachenzeiger
macht im Gegenuhrzeigersinn in 18,61 Jahren einen Umlauf.
Mit diesen Bewegungen lassen sich Voll- und Neumond, Sonnen- und
Mondfinsternisse ablesen. Durch ein zusätzlich eingebautes Korrekturgetriebe
ist ein Nachstellen der astronomischen Anzeigen in den nächsten 500 Jahren
nicht erforderlich.
Ebenfalls zuständig ist das alte Uhrwerk für die Mondphasenanzeige und für
den Viertelstundenschlag, bei dem die beiden Tugenden Justitia und
Temperantia bewegt werden. Auch der Stundenschlag wird vom
Mittelalter-Uhrwerk ausgelöst. Dabei werden die Flügel des Reichsadlers
rein mechanisch bewegt.
Nachdem die Uhrenteile im Juli 2003 im Keller des Liegenschaftsamtes
gefunden waren, kam es im Januar 2004 zur Gründung des Vereins mit
7 Mitgliedern. Ziel war es, das Uhrwerk zu konservieren, zu restaurieren
und am alten Platz zu installieren mit allen ursprünglichen Funktionen.
Die Stadt willigte in diese Vorhaben ein, wobei sämtliche Kosten vom
Verein zu tragen waren.
Den Vorsitz übernahm Peter Köhle, der für das Management, die
Organisation und Spendensammlung ( € 110.000 ) zuständig war.
Sein Stellvertreter Hans Scheurenbrand betreute die Technik und
Berechnung des gesamten Uhrwerks. Er brachte Erfahrungen mit
von der Uhr in der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee und der
Rathausuhr in Neidlingen. Sein Hauptwerk in Esslingen/Berkheim
ist die modernste Uhr für Astronomie und Weltzeit Festo Harmonices
Mundi mit unvorstellbarer Präzision.
Im Januar 2006 konnte an die Firma Klaus Ferner in Niederau bei
Meissen der Auftrag zur Restaurierung vergeben werden. Im Oktober
2007 wurde mit dem Einbau im Alten Rathaus begonnen und gleichzeitig
ein weiterer Auftrag für die peripheren Anschlüsse (Adler, Tagesregenten,
Justitia Temperantia, Mondscheibe) erteilt.
Im Januar 2007 hat der Verein sein Ziel erreicht: die Uhr läuft wieder
am alten Platz mit allen Funktionen.
Für weitere 10 Jahre hat sich der Verein verpflichtet, auf seine Kosten
für den richtigen Gang der Uhr zu sorgen.
In Arbeit!
Die Uhr am Alten Rathaus in Esslingen | Peter Köhle | ISBN 3874374718 Anton H. Konrad Verlag |
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